Heimat

Liebe

Bist du auch reif für die Insel?

Als Kind bin ich nicht so gerne zur Schule gegangen. Die Tage waren quälend lang (meine Kinder würden Unterricht bis 13:10 Uhr als Urlaub empfinden) und die Aussicht auf den bevorstehenden Urlaub das Beste. Im Grunde habe ich von Ferien zu Ferien gelebt, um zu reisen. Nach dem Schulabschluss habe ich schnell Bremen verlassen und bin nach Köln gezogen, um eine Ausbildung in der Reisebranche anzufangen – mit super Flug-Vergünstigungen 🙂 

Das Wort „Heimat“ spielte damals in meinem Leben keine Rolle – außer wenn ich zu den Werder-Siegen grün-weiß gekleidet im Flieger saß, um auf dem Marktplatz zu feiern. 
Das waren noch Zeiten… 

Es ging weiter nach Frankfurt, was beruflich, Reise- und Party-technisch sehr aufregend war, aber immer wenn ich in Bremen zu Besuch war, dachte ich: „Hier ist es wirklich schön. So entspannt!“ 

Aber Entspannung ist nicht spannend und nach einer etwas spießigen Visite im Taunus als gutbürgerliche Familie mit 2 Kindern, sind wir nach Mexiko-City gezogen. „Ich bin doch jung, will was erleben und die Welt sehen. Bloß keine Langeweile aufkommen lassen!“ 

In Mexiko habe ich meine Seele wiederentdeckt „mi alma mexicana“ und in der letzten Station Miami bin ich geistig wachgerüttelt worden. Mein wachsendes Bewusstsein haben „Lehrer“ wie Neale Donald Walsh, Eckhart Tolle, Byron Katie und Gregg Braden geprägt. 

Vor dem Trümmerhaufen meiner Ehe stehend, blieb mir nach gut 16 Jahren um die Welt tingeln nur die Rückkehr in den Heimathafen Bremen, um Körper-Therapeutin zu werden. 
Allein mit 3 kleinen Kindern freut man sich über die Unterstützung der Großeltern – auf allen Ebenen. 

Ich liebe den Duft einer Lufthansa-Maschine (an Bord habe ich mich viele Jahre zuhause gefühlt) – ich liebe es zu reisen, die Welt zu entdecken, fremde Kulturen zu beobachten und Sprachen zu sprechen. 

Doch mit der Zeit wuchs auch die Sehnsucht nach Wurzeln. Wenn man vor Glück heulend vor dem Fernseher sitzt, weil man via Deutsche Welle alle paar Wochen mit den Kindern „Wetten dass“ und „die Sendung mit der Maus“ gucken kann und man sich an langweilige Schwaben als Freunde klammert, weil sie dieselbe Kultur teilen – dann ist das ein Zeichen, dass es Zeit zur Besinnung ist.

Jetzt weiß ich was Heimat bedeutet. Hier kann ich sein, wer ich bin – authentisch, in meiner Muttersprache – das ist so viel wert. Meine „amerikanische“ Tochter saß im selben Klassenraum wie ich – wer hätte das gedacht? Auf dem Weg mit dem Fahrrad in die Praxis winke ich morgens rechts und links „moin“, „guten Morgen“, „hi“, „hallo“. Herrlich! 
Wenn ich auf meinem Balkon sitze, schaue ich in „meinen“ Bürgerpark, in dem schon meine schwangere Mutter spazieren gegangen ist. Das tut so gut. Das fühlt sich wundervoll an. Geerdet. Verbunden.

Und doch möchte ich manchmal fliehen. Das ist nicht mehr mein Deutschland. Die Bürger werden für dumm verkauft und mit Angst manipuliert. Der Staat verbrennt zukünftige Steuergelder, statt das Geld für die Zukunft unserer Kinder (Bildung, Gesundheit und Umwelt) und bedürftige Menschen im Inland einzusetzen. Politiker fordern Demokratie für andere Länder und treten unsere Grundrechte mit Füßen – wo ist das Land der Dichter und Denker?

Es gab mal einen sehr umstrittenen amerikanischen Präsidenten, der den Slogan „America First“ geprägt hat. Die Medien aller Länder zerrissen ihn deshalb – „wie anmaßend, wie egoistisch!“ So kann man es natürlich sehen, doch es geht nicht unbedingt darum, besser als andere zu sein. Es geht auch darum, sich auf die Wurzeln zu besinnen und sich um sich selbst zu kümmern. Sich zu erden, zu stärken und dann den inneren Reichtum mit dem Nächsten zu teilen. Wenn jeder Mensch eigenverantwortlich handeln und leben würde, hätten wir eine bessere Welt. Und was auf persönlicher Ebene gilt, gilt auch auf staatlicher. Nur gesunde Staaten können ihren Beitrag für eine gemeinsame, friedliche Welt leisten.

Darum möchte ich dich während der Sommerpause ermutigen, deine Wurzeln anzusehen. Reise, vergleiche, lerne und kehre dann deine Aufmerksamkeit nach innen und vor allem „vor der eigenen Tür“. Unsere Welt braucht Heilung und die fängt bei dir an. 

Wohin du auch gehst, du nimmst immer dich selbst mit. Doch wenn du immer wieder nach innen gehst, deine Wunden heilst, Frieden mit dir und deinen Mitmenschen schließst, dann ist Heimat keine Frage des Ortes mehr, sondern du findest sie in Dir 🙂

„Home is where the heart is.“

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