Mutter
oder: Die Zukunft ist weiblich
Wir leben in einer Zeit der Umbrüche, in der alte Systeme zusammenbrechen, die auf männlichen Prinzipien des Kampfes, der Dominanz und des Verstandes beruhen. Das Credo des „schneller, höher, weiter“ hat ausgedient. Zunehmend werden stereotype weibliche Eigenschaften wie Feinfühligkeit, Hingabe, Geduld und Warmherzigkeit benötigt, um die Ausbeutung der Erde und den Kampf um Ressourcen zu beenden und eine Welt des Miteinanders und des Friedens zu erschafffen.
Damit meine ich allerdings nicht die Einführung der Frauenquote oder Gendersternchen. Es geht um die weiblichen Qualitäten, die in uns ALLEN stecken.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Rollen immer weiter angenährt – die Männer entdecken ihre weiblichen Seiten, wollen mehr Zeit mit den Kindern verbringen, können den Haushalt führen und sprechen sogar über Gefühle 🙂
Den Frauen sind beruflich keine Grenzen gesetzt und Hausfrauen werden eher belächelt.
Leider ist die Kehrseite der Emanzipationsmedaille, dass viele Frauen zu viele männliche Qualitäten zeigen – insbesondere in Führungspositionen oder als alleinerziehende Mutter „stehen sie ihren Mann“ und Männer sind verwirrt, weil sie weder als hartherzig, noch als Softie gelten wollen.
Fakt ist, dass jeder Mensch männliche und weibliche Prinzipien in sich vereint. Die Kunst ist es, diese auszubalancieren und beide Seiten zuzulassen.
Die erste Frau im Leben eines Menschen ist die Mutter. Sie formt durch ihr Verhalten und ihr Wesen unser Weltbild. Das Kind beobachtet seine Mutter und schließt von dieser auf das Frausein. Für die Jungs ist die Mutter die erste große Liebe und für Mädchen das direkte Vorbild. Wenn wir uns also mit unserer Weiblichkeit auseinandersetzen möchten, ist es unerlässlich, unsere Beziehung zu unseren Müttern zu reflektieren.
Meine Mutter habe ich schon häufiger an dieser Stelle erwähnt und dabei ist mir aufgefallen, dass ich meistens kritisch über sie schreibe. Das tut mir sehr leid, denn hinter all der Kritik steckt sehr viel Anerkennung, Bewunderung und Liebe zu ihr. Die Ablehnung der Eltern gehört zum Abnabelungsprozess – der Pubertät. Aber die kritische Auseinandersetzung ist nötig, um zu wachsen und bewusster zu werden. Genauso hoffe ich, dass sich auch meine Töchter hinter aller Kritik geliebt fühlen.
Das obige Foto steht seit Praxisbeginn 2012 auf meinem Schreibtisch. Es zeigt meine weibliche Ahnenreihe: Oma, Mutter und Tochter am Tag ihrer Konfirmation im Mai 2011. Ich bin sehr glücklich, auf dieses Foto bestanden zu haben, denn meine Mutter verstarb 10 Monate später. Gerade in den letzten Jahren entdecke ich, wie viel von meiner Mutter auch in mir steckt – im „Negativen/Abgelehnten“, aber auch im „Positiven“.
Wir Frauen ziehen unsere Kraft aus den weiblichen Ahnen und daher spüre ich in der Praxis ihre Kraft, Aufrichtigkeit und Weisheit.
„Feminismus ohne Weiblichkeit ist eine Farce.“ (Alice von Hildebrand)
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