Empathie

Mitgefühl oder Mitleid?

Im Sommer 2011 habe ich an einem Familien-Aufstellungs-Seminar teilgenommen. (Dabei werden familiäre energetische Zusammenhänge mithilfe von Repräsentanten sichtbar gemacht und bestenfalls aufgelöst). Der Zeitplan war knapp, so dass ich selbst nicht mehr aufstellen durfte, sondern nur Zuhörerin war. Doch egal um welches Thema es ging, wurde mein Herz schwer und ich zerfloss in Tränen. 

Erika Schäfer, die über 80-jährige Leiterin des Therapiezentrums sagte nur: „Ja Nina, lass dich nur berühren. Das heilt. Mir ging es früher auch so.“ Es bestand also noch Hoffnung 😉 
Denn sie war voller Ruhe, Güte und Mitgefühl und strahlte wie ein Engel vor Optimismus und Zuversicht. Ich hingegen war voller Mitleid – mit mir selbst. Es ging nicht um die anderen. Es ging um mich. Die Geschichten der anderen hatten in mir etwas getriggert, was schon vorher in mir war und es waren meine Gefühle, die mich übermannten, weil sie sichtbar und damit fühlbar gemacht wurden.

Um therapeutisch arbeiten zu können, ist es nötig, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, um sie kognitiv und auch emotional verstehen zu können. Das nennt man Empathie. Wirklich helfen kann man ihnen aber nur, wenn man sich zugleich abgrenzen kann. Es wird quasi die Vogelperspektive eingenommen, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Voraussetzung hierfür ist es, über Selbstreflexion zu verfügen und seine Baustellen bearbeitet und geheilt zu haben. Sonst identifiziert man sich mit dem anderen und ist keine Hilfe .

Wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet, indem sie es in den Arm nimmt, weinen lässt und dann wieder motiviert, weiterzumachen, anstatt sich heulend daneben zu setzen.

Empathische Menschen sind natürlich auch in anderen Berufen gefragt, etwa wenn es um Personalführung, Dienstleistung oder Teamarbeit geht, denn erst durch das Einfühlen in den Nächsten kann Kommunikation auf Augenhöhe und damit eine wahre Verbindung entstehen.

„Das Mitleid des Schwächlings ist eine Flamme, die nicht wärmt.“ 
(Marie von Ebner-Eschenbach)

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